Gottesdienst Sonntag Judika 26.03.2020

von Pfarrer Matthias Schmidt

 

PREDIGT Hebr 13,12-14

Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.

So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach (er)tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn und Heiland, Jesus Christus! Amen.

Es ist nur ein kurzer Moment, dann habe ich meine Uhr umgestellt. Einfach am Stellknopf ziehen, den Minutenzeiger eine Umdrehung nach vorn - die Zeit stimmt. Jetzt ist Sommerzeit.

Mancheiner, Mancheine wünscht sich dieser Tage eine solche Möglichkeit.

Einfach die Zeit weiterstellen und das lähmende Warten auf die Rückkehr gewohnter Freiheiten und Lebenswelten hat ein Ende.

Warum ist das so, dass es und so schwer fällt, zu Hause zu bleiben?

„Wir haben hier keine bleibende Stadt“ stellt ein Apostel fest, der an die frühen christlichen Gemeinden schreibt. „Wir vermögen es nicht auf Dauer, an einem Lebensort zu bleiben. Wir sind immer auch auf der Suche nach Orten, nach Lebenswelten der Zukunft“

Zu Beginn der Corona-Epidemie wurde neben den Fragen nach einem praktischen Umgang mit den Gefahren und Nöten von Vielen auch darüber diskutiert, was uns diese Krise für später lehren wird und welche Konsequenzen für das zukünftige Leben haben könnte.

Warum sind wir so? Warum müssen wir immer gleich mehrere Schritte voraus?

Momentan halte ich es für wesentlich sinnvoller danach zu fragen, was ich, was wir tun können, wenn die Zeit eben nicht so einfach weitergedreht werden kann.

Wo kann die notwendige Ruhe herkommen, das auszuhalten, was nicht oder nicht mehr zu ändern ist?

Es gibt viele äußere Möglichkeiten, die alle auch gute Wirkungen haben: Ausschlafen, Spielen, Basteln, Kochen, in Ruhe essen, Telefonieren, Ordnung machen, Medien nutzen …

Herz und Seele brauchen aber auch noch etwas anderes, um ungewisse und bedrohliche Zeiten anzunehmen, spüren wir.

„Lasst und hingehen und seine Schmach (er)tragen.“ sagt der Apostel, der in einer uns sehr fremd gewordenen Sprache schreibt.

Hinter seinen Aussagen steht die Überlegung, inwieweit der Mensch selbst in der Lage ist, den Frieden herzustellen, den er braucht, wenn er noch nicht dort ist, wo er eigentlich wünscht zu sein. Wenn er mit dieser Welt klar kommen muss, in der eben auch Bedrohliches, Böses und Vernichtendes vor ihm liegt.

„Gehe hin, schaue hin und sieh, was Gott in Jesus Christus für uns tut! Sieh, wie Gott selbst bereit ist, Leid und Schuld auf sich zu nehmen. Er tut es, damit du nicht allein bist und jemanden hast, der dir Frieden gibt.“

Als Kind und junger Mensch bin ich oft auf anstrengende Wege geschickt worden. Ich war nicht sonderlich leidensfähig und habe manchmal innerlich sehr geflucht und opponiert. Mir hat geholfen, wenn es jemanden gab, der mit mir unterwegs war. Entscheidend besser aber ging es, wenn es ein Solidarität zwischen uns gab.

Wer erfährt, wie jemand, der in eigener Not ist hilft, der kann mit Leiden und Zumutungen besser umgehen, weil sich ein Frieden in seinem Inneren einstellt, ein Frieden, der größer ist als der Unfrieden der Verhältnisse.

„Schaut auf Jesus Christus in euren Sorgen und Nöten! Er kann euch Frieden geben, euch 'heiligen', stark machen auszuhalten.“

Wir können die Zeit jetzt nicht weiterdrehen. Aber können einen Weg finden, unsere Ungeduld zu überwinden. Mit friedlichem Herzen all das zu tun, was jetzt „not“-wendig ist und das zu lassen, was noch nicht an der Zeit ist.

Bleiben Sie behütet!

Der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.